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Verhalten: Würfelnattern schützen sich mit Schauspielerei

Sich tot zu stellen ist eine beliebte Schutzstrategie im Tierreich. Doch Würfelnattern treiben dieses Schauspiel noch eine Spur weiter.
Eine Würfelnatter atellt sich tot: Sie hat sich auf den braunen Rücken gelegt und präsentiert ihre schwarz-orange gefärbte Unterseite, das Maul steht offen. Die Schlange liegt im flachen Wasser auf braunem Sand
Diese Würfelnatter ist nicht tot, sie tut nur so.

In Deutschland sind Würfelnattern (Natrix tessellata) inzwischen extrem selten, und so wird man dieses Schauspiel bei uns auch eher nicht sehen: Wenn sich diese Reptilien bedroht fühlen, stellen sie sich nicht nur tot, sie sondern sogar große Mengen Körperflüssigkeiten ab, um Fressfeinde auch wirklich abzuschrecken. Das haben Vukašin Bjelica und Ana Golubović von der Universität Belgrad auf einer Insel im Prespa-See in Nordmazedonien erforscht.

Die Wärme liebenden Schlangen sind außerhalb Mitteleuropas weit verbreitet und machen vor allem an und in Gewässern Jagd auf Fische oder Amphibien. Umgekehrt stellen ihnen eine ganze Reihe an Fressfeinden wie Störche, Reiher, Bisamratten oder Nerze nach. Selbst wenn Würfelnattern ungiftig sind, völlig wehrlos sind sie nicht: Wenn sie gefangen werden, winden sie sich intensiv – und schmieren sich dabei selbst mit Kot und Schleim ein, was beides mit unangenehmem Geruch verbunden ist. Sollte dies nicht bereits genug abschrecken, stellen die Nattern sich schließlich tot und sondern zugleich Blut aus dem Maul ab.

Bjelica und Golubović testeten im Gelände an 263 Würfelnattern, in welchem Ausmaß die Tiere ihre Schauspielerei betreiben. Sie fingen die Tiere ein, die sich daraufhin mit Kot und Schleim bedeckten. Das Team ließ die Reptilien dann sofort frei, so wie dies die meisten Beutegreifer angesichts von Geruch und Geschmack der Beute wohl auch tun würden. Direkt mit Bodenkontakt stellten sich die Schlangen tot, klappten das Maul auf und ließen die Zunge heraushängen. Gleichzeitig sonderten sie das Blut ab.

Dabei zeigten sich allerdings deutliche Altersunterschiede: Ältere Exemplare zeigten häufiger das gesamte Repertoire, spielten jedoch für kürzere Zeit die tote Schlange. Die beiden Forscher schließen daraus, dass die Kombination aller Abwehrmechanismen synergistische Effekte zeigt: Sie wirken so abschreckend, dass Beutegreifer rasch von den Tieren ablassen und weiterziehen, weshalb die Schlangen schneller wieder aktiv werden können – eine Erfahrung, die den jüngeren Schlangen noch fehlt.

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  • Quellen
Biology Letters 10.1098/rsbl.2024.0058, 2024

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